Freitag, 28. Juni 2013

Englischphobie. Oder: Yes, I can.


Ich weiß nicht wirklich, woher es kommt. Wie die meisten Teenager fand ich in meiner Jugend Englisch die tollste aller Sprachen, die Sprache der Musik, der Blumenkinder, die Sprache all dessen, was man damals in Helvetien "uuläässig", zwischenzeitlich "in" und heute im allgemeinen "cool" nannte resp. nennt. Außerdem erst noch viel leichter zu erlernen als Französisch, damals obligatorische Fremdsprache Nummer Eins an Schweizer Schulen.

Und jetzt tue ich mich so schwer damit, obwohl ich Englisch neben Mutter- und Wohnlandsprache immer noch am besten beherrsche, es ist nach wie vor die Sprache, in die ich am problemlosesten umschalten kann - wenn es denn unbedingt sein muss.

Wenn es unbedingt sein muss. Denn ehrlich gesagt: Ich mag sie nicht mehr. Ich mag sie nicht hören. Ich mag sie nicht lesen. Und ich mag sie noch weniger sprechen. Es ist wirklich wie eine Phobie. 

Gründe? Nun ja, für eine Phobie gibt es keine, aber immerhin gibt es da schon ein paar Dinge, die mir die Sprache ein wenig verleidet haben könnten. Vor allem die Art und Weise, wie anglophone Zeitgenossen mit allergrößter Selbstverständlichkeit überall erwarten, dass jeder ihre Sprache spricht. Wie manche ohne Rücksicht und dazu auch noch in ihrem Dialekt auf den Gärtner drauflos reden, oder auf die eingeschüchterte Angestellte im Dorfkaffee.

Unangenehm ist auch, wie jeder Ausländer oder wer dafür gehalten wird, Tourist oder nicht, in vielen Ländern oft konsequent auf Englisch angesprochen wird. Seine Bemühungen, die Landessprache zu erlernen, werden unbewusst ignoriert oder absichtlich überhört. Ich weiß, die Angestellten meinen es im Grunde gut, wollen dem (ev. vermeintlichen) Touristen das Leben erleichtern und ihre Englischkenntnisse mal an den Mann/die Frau bringen - aber es ist halt schon sehr nachteilig für jemanden, der eine Sprache lernt und sie auch anwenden möchte - sprich in meinem speziellen Fall für "meine" Portugiesisch-Lernenden.

Und dann das ungläubige Gesicht, sollte sich herausstellen, dass jemand tatsächlich kein Englisch spricht! Was für eine Frechheit!

Wie vielen Portugiesen geht es mir zudem auch arg gegen den Strich, dass gewisse von Ausländern (und nicht nur von Engländern!)  geführte Firmen es nicht für nötig halten, ihre Neuigkeiten, Rechnungen und Mitteilungen in der Landessprache auszugeben, sondern allen Schriftverkehr ausschließlich in Englisch abwickeln.

Des weiteren kann es ziemlich lästig werden, wie gewisse Briten respektive Britinnen hier in der Algarve, ich meine damit vor allem manche von den hier ansässigen, und davon gibt es eine ganze Menge, nach Genuss ihrer zahlreichen Gin-Tonics jeden und jede mit schrillem Honey oder Darling ansprechen, ganz nah aufrücken und einem dann mit feuchtsprühenden Thiieidschis  ihre missglückte Lebensgeschichte erzählen.

Kommt dazu, dass ich  irgendwie einfach ein wenig sauer bin, dass diese Sprache, ohne spezielle Qualifikationen, und ohne dass jemand je gefragt worden wäre, zur offiziellen internationalen Sprache aufgerückt ist, alle anderen Idiome überrollend. Gerade gestern hab ich einen Artikel über "arabizi" gelesen ("arabisch easy"). Ob es auch schon ein "chinizi"  oder "japanizi" gibt, entzieht sich meiner Kenntnis. Es sind ja nicht nur die Anglizismen (und im Falle der eben erwähnten Idiome die lateinischen Buchstaben), sondern mit der Sprache schwappt ja praktisch jede (Mode)Welle, der ganze (vermeintlich anzustrebende) Lebensstil vom englischsprachigen Raum auf den Rest der Welt über, und sorgt so nach und nach allerorten für einen Einheitsbrei. Denn es ist nicht zu unterschätzen, wie viel "Gepäck" eine Sprache mitbringt, wie viel fremdes Lebensgefühl und sogar Weltanschauung sie unterschwellig "unterjubeln" kann, wenn sie, statt Fremdsprache zu bleiben, sich übermäßig in die Landessprache hineindrängt.

Natürlich ist es eine gute Sache, dass es eine Sprache gibt, die fast überall auf  dem Globus gesprochen wird. Noch besser, wenn alle Leute diese neben ihrer Muttersprache lernen würden!  Man stelle sich vor, wie großartig es wäre, wenn jeder Mensch mit jedem überall auf der Welt problemlos kommunizieren könnte! Vielleicht würde man sich dann gegenseitig insgesamt etwas besser verstehen lernen.  Als angenehmen Nebeneffekt könnten Sprachmuffel es dann dabei bewenden lassen und müssten nicht sich nicht mehr mit weiteren fremden Idiomen abplagen. Vielleicht fände man durch die Verlagerung letzterer in die Kategorie "Freifächer" in der Schule sogar Zeit, sich der Muttersprache wieder ein wenig sorgfältiger zu widmen....

Ich muss mich damit abfinden. Sollte es - hoffentlich - wirklich eines Tages soweit kommen, dann wird diese Sprache Englisch sein. Umkehren ist nicht mehr möglich, auch nicht mehr sinnvoll.  Die geniale Idee einer künstlichen Weltsprache  mit einfachster Grammatik und Regeln ohne jede Ausnahme - sie kam offenbar zu einer falschen Zeit. Esperanto ist vergessen, die meisten kennen es nicht einmal mehr dem Namen nach.

Also, es sieht fast so aus,  als wäre es höchste Zeit, dass ich endlich etwas gegen meine Englisch-Phobie unternehme... Yes I can ! (Wenn es denn unbedingt sein muss.)



PS: Wohlverstanden, meine Phobie betrifft nur die Sprache - nicht die Menschen, die sie sprechen! Und ich habe auch nichts gegen wohldosierte Angli- und andere -zismen solange sie nicht überhand nehmen.

Donnerstag, 13. Juni 2013

Namensgewirr



Im Beitrag »Burocracia« habe ich  über das Durcheinander mit meinem Nachnamen geschrieben, wie nämlich die Behörden mich erst um meine portugiesische Nationalität betrogen und mir dann den portugiesischen Namen klauten.

Auch über meine Vornamen gibt es einiges zu erzählen. Ich habe dies auch getan, allerdings in meinem anderen Blog. Wer Lust hat, kann ja dort mal reinschauen:
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Dienstag, 4. Juni 2013

Vielen Dank, Herr erweiterte Senatorin...!


So ein Humbug! Ich habe mich ja schon einmal über die Übertreibungen mit der sogenannten "gendergerechten Sprache" (warum eigentlich nicht deutsch? Geschlechtergerechte Sprache?) aufgeregt, vielleicht erinnert ihr euch:

Der Sonne und die Mond
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Aber es wird immer absurder. Heute titelt "Spiegel Online": 

Sprachreform an der Uni Leipzig: Guten Tag, Herr Professorin

Echt, das ist kein Witz! 
"da, wo früher in der Grundordnung der Universität Leipzig die sogenannte Schrägstrich-Variante genutzt wurde, also etwa Professor/Professorin, steht künftig ausschließlich die weibliche Personenbezeichnung. Eine Fußnote ergänzt, dass diese feminine Bezeichnung sowohl für Personen männlichen als auch weiblichen Geschlechts gilt. Diese Änderung hat der erweiterte Senat bereits Mitte April beschlossen."

Hier kann der ganze Artikel nachgelesen werden:

http://www.spiegel.de/unispiegel/wunderbar/gleichberechtigung-uni-leipzig-nutzt-weibliche-bezeichnungen-a-903530.html

Nachtrag: Ich frage mich gerade, ob der Titel dieses Beitrags falsch ist. Ob es heißen müsste: "Herr erweiterter Senatorin" ??