Montag, 29. Juli 2013

Überwachungsstaat oder: 1984 ist lange her.


Es ist Ramadan und ich faste und schreibe jeden Tag einen kleinen Artikel in meinem Blog Nummer Eins, da fehlt wieder mal die Zeit für das Stiefkind; tut mir leid, dies hier ist momentan mehr Pause als Blog.... Aber eben stieß ich - Twitter sei Dank - auf ein Video, das ich euch nicht vorenthalten will:




Das macht Angst. Auch dem, der bisher dachte, ach, was solls, ich habe nichts zu verbergen und überhaupt, wieso sollten die ausgerechnet mich überwachen...

Freitag, 28. Juni 2013

Englischphobie. Oder: Yes, I can.


Ich weiß nicht wirklich, woher es kommt. Wie die meisten Teenager fand ich in meiner Jugend Englisch die tollste aller Sprachen, die Sprache der Musik, der Blumenkinder, die Sprache all dessen, was man damals in Helvetien "uuläässig", zwischenzeitlich "in" und heute im allgemeinen "cool" nannte resp. nennt. Außerdem erst noch viel leichter zu erlernen als Französisch, damals obligatorische Fremdsprache Nummer Eins an Schweizer Schulen.

Und jetzt tue ich mich so schwer damit, obwohl ich Englisch neben Mutter- und Wohnlandsprache immer noch am besten beherrsche, es ist nach wie vor die Sprache, in die ich am problemlosesten umschalten kann - wenn es denn unbedingt sein muss.

Wenn es unbedingt sein muss. Denn ehrlich gesagt: Ich mag sie nicht mehr. Ich mag sie nicht hören. Ich mag sie nicht lesen. Und ich mag sie noch weniger sprechen. Es ist wirklich wie eine Phobie. 

Gründe? Nun ja, für eine Phobie gibt es keine, aber immerhin gibt es da schon ein paar Dinge, die mir die Sprache ein wenig verleidet haben könnten. Vor allem die Art und Weise, wie anglophone Zeitgenossen mit allergrößter Selbstverständlichkeit überall erwarten, dass jeder ihre Sprache spricht. Wie manche ohne Rücksicht und dazu auch noch in ihrem Dialekt auf den Gärtner drauflos reden, oder auf die eingeschüchterte Angestellte im Dorfkaffee.

Unangenehm ist auch, wie jeder Ausländer oder wer dafür gehalten wird, Tourist oder nicht, in vielen Ländern oft konsequent auf Englisch angesprochen wird. Seine Bemühungen, die Landessprache zu erlernen, werden unbewusst ignoriert oder absichtlich überhört. Ich weiß, die Angestellten meinen es im Grunde gut, wollen dem (ev. vermeintlichen) Touristen das Leben erleichtern und ihre Englischkenntnisse mal an den Mann/die Frau bringen - aber es ist halt schon sehr nachteilig für jemanden, der eine Sprache lernt und sie auch anwenden möchte - sprich in meinem speziellen Fall für "meine" Portugiesisch-Lernenden.

Und dann das ungläubige Gesicht, sollte sich herausstellen, dass jemand tatsächlich kein Englisch spricht! Was für eine Frechheit!

Wie vielen Portugiesen geht es mir zudem auch arg gegen den Strich, dass gewisse von Ausländern (und nicht nur von Engländern!)  geführte Firmen es nicht für nötig halten, ihre Neuigkeiten, Rechnungen und Mitteilungen in der Landessprache auszugeben, sondern allen Schriftverkehr ausschließlich in Englisch abwickeln.

Des weiteren kann es ziemlich lästig werden, wie gewisse Briten respektive Britinnen hier in der Algarve, ich meine damit vor allem manche von den hier ansässigen, und davon gibt es eine ganze Menge, nach Genuss ihrer zahlreichen Gin-Tonics jeden und jede mit schrillem Honey oder Darling ansprechen, ganz nah aufrücken und einem dann mit feuchtsprühenden Thiieidschis  ihre missglückte Lebensgeschichte erzählen.

Kommt dazu, dass ich  irgendwie einfach ein wenig sauer bin, dass diese Sprache, ohne spezielle Qualifikationen, und ohne dass jemand je gefragt worden wäre, zur offiziellen internationalen Sprache aufgerückt ist, alle anderen Idiome überrollend. Gerade gestern hab ich einen Artikel über "arabizi" gelesen ("arabisch easy"). Ob es auch schon ein "chinizi"  oder "japanizi" gibt, entzieht sich meiner Kenntnis. Es sind ja nicht nur die Anglizismen (und im Falle der eben erwähnten Idiome die lateinischen Buchstaben), sondern mit der Sprache schwappt ja praktisch jede (Mode)Welle, der ganze (vermeintlich anzustrebende) Lebensstil vom englischsprachigen Raum auf den Rest der Welt über, und sorgt so nach und nach allerorten für einen Einheitsbrei. Denn es ist nicht zu unterschätzen, wie viel "Gepäck" eine Sprache mitbringt, wie viel fremdes Lebensgefühl und sogar Weltanschauung sie unterschwellig "unterjubeln" kann, wenn sie, statt Fremdsprache zu bleiben, sich übermäßig in die Landessprache hineindrängt.

Natürlich ist es eine gute Sache, dass es eine Sprache gibt, die fast überall auf  dem Globus gesprochen wird. Noch besser, wenn alle Leute diese neben ihrer Muttersprache lernen würden!  Man stelle sich vor, wie großartig es wäre, wenn jeder Mensch mit jedem überall auf der Welt problemlos kommunizieren könnte! Vielleicht würde man sich dann gegenseitig insgesamt etwas besser verstehen lernen.  Als angenehmen Nebeneffekt könnten Sprachmuffel es dann dabei bewenden lassen und müssten nicht sich nicht mehr mit weiteren fremden Idiomen abplagen. Vielleicht fände man durch die Verlagerung letzterer in die Kategorie "Freifächer" in der Schule sogar Zeit, sich der Muttersprache wieder ein wenig sorgfältiger zu widmen....

Ich muss mich damit abfinden. Sollte es - hoffentlich - wirklich eines Tages soweit kommen, dann wird diese Sprache Englisch sein. Umkehren ist nicht mehr möglich, auch nicht mehr sinnvoll.  Die geniale Idee einer künstlichen Weltsprache  mit einfachster Grammatik und Regeln ohne jede Ausnahme - sie kam offenbar zu einer falschen Zeit. Esperanto ist vergessen, die meisten kennen es nicht einmal mehr dem Namen nach.

Also, es sieht fast so aus,  als wäre es höchste Zeit, dass ich endlich etwas gegen meine Englisch-Phobie unternehme... Yes I can ! (Wenn es denn unbedingt sein muss.)



PS: Wohlverstanden, meine Phobie betrifft nur die Sprache - nicht die Menschen, die sie sprechen! Und ich habe auch nichts gegen wohldosierte Angli- und andere -zismen solange sie nicht überhand nehmen.

Donnerstag, 13. Juni 2013

Namensgewirr



Im Beitrag »Burocracia« habe ich  über das Durcheinander mit meinem Nachnamen geschrieben, wie nämlich die Behörden mich erst um meine portugiesische Nationalität betrogen und mir dann den portugiesischen Namen klauten.

Auch über meine Vornamen gibt es einiges zu erzählen. Ich habe dies auch getan, allerdings in meinem anderen Blog. Wer Lust hat, kann ja dort mal reinschauen:
Ein Klick aufs Bild führt weiter.








Dienstag, 4. Juni 2013

Vielen Dank, Herr erweiterte Senatorin...!


So ein Humbug! Ich habe mich ja schon einmal über die Übertreibungen mit der sogenannten "gendergerechten Sprache" (warum eigentlich nicht deutsch? Geschlechtergerechte Sprache?) aufgeregt, vielleicht erinnert ihr euch:

Der Sonne und die Mond
Klick aufs Bild führt weiter

Aber es wird immer absurder. Heute titelt "Spiegel Online": 

Sprachreform an der Uni Leipzig: Guten Tag, Herr Professorin

Echt, das ist kein Witz! 
"da, wo früher in der Grundordnung der Universität Leipzig die sogenannte Schrägstrich-Variante genutzt wurde, also etwa Professor/Professorin, steht künftig ausschließlich die weibliche Personenbezeichnung. Eine Fußnote ergänzt, dass diese feminine Bezeichnung sowohl für Personen männlichen als auch weiblichen Geschlechts gilt. Diese Änderung hat der erweiterte Senat bereits Mitte April beschlossen."

Hier kann der ganze Artikel nachgelesen werden:

http://www.spiegel.de/unispiegel/wunderbar/gleichberechtigung-uni-leipzig-nutzt-weibliche-bezeichnungen-a-903530.html

Nachtrag: Ich frage mich gerade, ob der Titel dieses Beitrags falsch ist. Ob es heißen müsste: "Herr erweiterter Senatorin" ?? 

Mittwoch, 22. Mai 2013

online Portugiesisch lernen

Heute nutze ich das pausenblog in eigener Sache, mache etwas Werbung, ich möchte wieder ein wenig mehr arbeiten - die Troika treibt mich dazu. Respektive die Austeridade. Also die Spar- und Bürgerbiszumletztentropfenaussaugpolitik der portugiesischen Regierung und deren Auswirkungen. 

Weil ich nicht nur BloggerInnen und  StammleserInnen anspreche, bitte ich diese um Entschuldigung, dass ich ausnahmsweise ein wenig förmlicher bin.

Ich möchte nämlich darauf hinweisen, dass ich hauptberuflich Portugiesisch unterrichte, und zwar - não só mas também und vor allem - online. Sie können also bequem zuhause an Ihrem PC sitzen bleiben und ich komme virtuell (aber live!) zu Ihnen, so oft Sie möchten und zu Terminen, die Ihnen passen. Sie lernen in Ihrem persönlichen Rhythmus, entscheiden selber, ob Sie nur einen kurzen Crash-Kurs vor dem geplanten Urlaub machen, die Sprache von Grund auf lernen oder ihre bereits erworbenen Kenntnisse auffrischen wollen. Sie kriegen die Unterrichtsunterlagen per E-Mail zum Ausdrucken und reichen, wenn Sie mögen, Ihre schriftlichen Arbeiten ebenfalls per E-Mail zum Korrigieren ein. Es besteht auch die Möglichkeit, dass mittels einer Konferenzschaltung mehrere Personen am Unterricht teilnehmen und sich so die Kosten teilen.

Seit bald 20 Jahren bringe ich u.a. deutschen Residenten und auch Urlaubern  in der Algarve die portugiesische Sprache bei. Haben Sie keine Angst - mein Hauch von "Schwiizer" Akzent ist für die meisten Portugiesen kaum hör- und schon gar nicht identifizierbar. Dafür kann ich im Gegensatz zu reinen Muttersprachlern besonders gut auf die spezifischen Probleme insbesondere von  deutschsprachigen Lernenden eingehen. Und ich kann Ihre eventuellen Französisch- Englisch- Spanisch- und/oder Italienischkenntnisse in den Unterricht einbeziehen und so unter Umständen den Lernprozess gehörig abkürzen oder zumindest erleichtern.

Ein paar Häppchen Portugiesisch finden Sie auf pausenblogs kleinem Schwesterchen:

(aufs Bild klicken bringt Sie weiter)

Auch hier im Blog gibt es unter dem Label "portugiesisch" ein paar Artikel, die sich u. a. auf die portugiesische Sprache beziehen, zum Beispiel diesen hier:


So, und wenn Sie jetzt Lust haben, mehr zu erfahren, dann benutzen Sie doch das Kontaktformular und fordern eine halbstündige Gratis-Probe-Lektion an. Ich freue mich auf Sie.

1) "não só mas também" bedeutet  "nicht nur, aber auch" und ist eine gängige portugiesische Redewendung


PS: Eine Bitte an meine StammleserInnen und Co-BloggerInnen: Falls ihr jemanden kennt, der sich mit dem Gedanken trägt, Portugiesisch zu lernen - reicht doch den Link zu diesem Beitrag weiter. Herzlichen Dank!

Samstag, 11. Mai 2013

Schilda - äh, Lissabon: einmal pinkeln für 3 Euro 49

Eigentlich ist es ja keine schlechte Idee, durch Bußen für Verstöße gegen die Reinheit erstens zu einer saubereren Stadt und zweitens zu Geld zu kommen - gefällt mir besser als Steuererhöhungen und Rentenkürzungen.

So wurden also gestern Abend  in den portugiesischen Fernsehnachrichten die Bußen für Stadtverschmutzung bekannt gegeben. Liegen gelassene Hundekacke  kostet von 70 bis 730 Euro, und Müll auf die Straße werfen von 25 bis 97 Euro. 


Und: einmal Pinkeln kostet 3 Euro 49. Genau. Nichts von bis, sondern genau 3 Euro 49. Sie haben das nicht nur gesagt sondern es stand auch in deutlichen Ziffern auf dem Bildschirm.


Würde mich schon interessieren, wie die auf diesen bemerkenswerten Betrag kommen. Sieht ganz so aus, als ob da komplizierte Kalkulationen dahinter stecken. Da wurde bestimmt eine Kommission eingerichtet, in welcher eine Menge von überbezahlten Söhnen und Töchtern und Nichten und Neffen  von Parlamentariern und Abgeordneten diese Beträge in langwierigen Denkprozessen erarbeiteten. Aber trotzdem sei die Frage erlaubt: warum in aller Welt ist das so billig? Hier könnte man doch bei diesem Volk von Straßenpinklern mal so richtig absahnen! Bestand vielleicht die Kommission etwa nur aus Söhnen und Neffen, die befürchteten, ihr Luxusgehalt fürs Pinkeln verschwenden zu müssen? Oder geht es einfach nach Angebot und Nachfrage?  Die Tomaten kosten schließlich auch am wenigsten, wenn es die meisten gibt. Vielleicht haben die Angst, die Pinkler würden bei höheren Bußen auf Toiletten ausweichen und die Stadt um ihre Einnahmen und die Ordnungshüter um das Ein-Cent-Trinkgeld prellen. Oder - halt - ginge das eventuell unter Korruption, wenn sie aus Mangel an Kleingeld diesen Cent einbehalten würden? Fragen über Fragen. 

****************



Samstag, 4. Mai 2013

Rosen rosas رود

Leider habe ich keinen grünen Daumen. Ganz im Gegenteil. Ich bin imstande und zupfe, wenn ich mich denn tatsächlich einmal zum Jäten aufraffe, ausgerechnet die Melonenschösslinge aus, die mein Mann gerade gepflanzt hat....

Doch die Rosen, die mögen mich. Ich sie auch. Deshalb fotografiere ich sie auch so gerne und möchte euch heute ein paar meiner allerschönsten Rosenbilder zeigen:

ohne Worte

Nachtaufnahme

vor grauem Regenhimmel

Ein Stiel - ein Bouquet...


pure pureté

Opulenz
irgendwie fehl am Platz und doch ganz richtig: die rote Rose wuchs am gelben Stock, ein einziges Mal, die Nachfolgerin von der zweifarbigen Rose, die ich euch HIER schon mal gezeigt habe.


Fast verblüht und immer noch schön, im Abendlicht sieht es aus, als leuchtete sie aus sich selber.







Freitag, 19. April 2013

Sonntag, 7. April 2013

Fisch in Medina

Das kommt dabei heraus, wenn man seiner arabisch-schweizerischen Gastfamilie in einer Wüstenstadt mal  Fisch auf portugiesische Art grillen will, einem jedoch die Fische aus dem roten Meer genauso fremd sind wie  dem Saudi Käse aus der Schweiz:

Dieser seltsame rote Fisch war ursprünglich viel größer als die anderen  beiden. Kaum lag er in der Hitze, begann er erst, auseinander zu gehen, da und dort zu platzen und das Maul aufzusperren. Dann wurde er immer kleiner. Geschmeckt hat er - na ja, genauso wie er aussah: irgendwie seltsam.














Weil er so dicke zähe Haut und grobe Gräten hatte und in der Mitte immer weiter auseinander driftete, haben wir ihn kurzfristig bäuchlings auf den Grill gelegt.

Die zwei anderen sehen schon ein wenig "atlantischer" aus. Auch der Geschmack ist gewohnter, wenn auch das Fleisch lange nicht so saftig war wie bei unseren portugiesischen Douraden oder Robalos --- oh, ich vergaß,   inzwischen sind es ja zumeist griechische Zucht-Exemplare...


Immerhin - es wurde alles aufgegessen, der "molho espanhol" (spanische Kräuter-Olivenöl-Sauce) und die "salada algarvia" haben das Gericht ein wenig aufgepeppt - auch wenn diese beiden Beilagen zwar sehr lecker aber nicht ganz richtig algarvisch schmeckten - Kunststück, da war statt Wein- selbstgemachter Zuckerrohressig drin.  Sehr interessant! Mir wurde eine "Essigmutter" versprochen, womit ich dann zuhause selber Essig machen kann, vielleicht nicht gerade aus Zuckerrohrsaft aber offenbar geht das mit jedem beliebigen Fruchtsaft. Auf jeden Fall ein Experiment wert.

Ansonsten genieße ich die Zeit ohne Troika und Krise und Demonstrationen und Steuererhöhungen und Rentenkürzungen, Herrn Coelho und Frau Merkel ....  saudische Politik braucht mich ja zum Glück nicht zu kümmern :).

Wer mehr resp. Anderes über meinen Aufenthalt in Saudiarabien lesen und sehen möchte: Hier klicken .

PS: kennt jemand die Namen dieser Fische?

Sonntag, 31. März 2013

stiefkind

Wie der/die aufmerksame Leser/In festgestellt haben dürfte, scheint es der pausen-Bloggerin im Moment an Inspiration zu fehlen. Scheint. Es ist aber nicht wirklich so. Vielmehr ist das pausenblog im Grunde von jeher ein Stiefkind gewesen und wird einfach, wie es sich für grimmsche Stiefkinder gehört, ab und zu vernachlässigt.

Vielleicht ist es an der Zeit, mal ganz vorsichtig zu erwähnen, dass das pausenblog eine große Schwester hat, Mama's Lieblingskind, das Erstgeborene. Wer allerdings irgend etwas gegen Religion im allgemeinen oder den Islam im besonderen hat, muss ihn sich nicht unbedingt antun. Wer aber für alles offen ist und wissen möchte, was eine aufgeschlossene, bodenständige, emanzipierte und vormals eingefleischt agnostische Schweizerin in Portugal nun ausgerechnet mit dem Islam zu tun hat, kann sich ja dort gerne mal umsehen: http://www.ausgerechnet-islam.com/. Im Moment schreibe ich aus Saudiarabien....

Mit dieser Rose hat es eine besondere Bewandtnis. Nachzulesen unter "Metamorphose" im "ausgerechnet Islam"-Blog

Dienstag, 5. Februar 2013

Iberische Botschaften


Reblogged this from  Uhupardo :

Hallo Deutsche, hört mal einen Moment zu, bitte!



* erstellt von Mitgliedern der Bügerrechtsbewegung 15-M


Und hier nochmal die schon etwas ältere, aber nicht weniger sehenswerte Botschaft der Portugiesen an die Deutschen vom letzten November:


 
Leider weiß ich nicht, wie man das so schön groß hier reinkriegt wie das von Uhupardo. Kann mir jemand behilflich sein?


***********************

Sonntag, 3. Februar 2013

aushalten

Das sagte   Fernando Ulrich - Präsident der BPI, einer der Banken, die im Zuge der Bankenkrise kräftig geholfen wurden (der Fallfehler ist Absicht und entspricht portugiesischer Grammatik), und die im Jahr  2012 einen Gewinn von 249 Millionen Euro einfuhr:


Ich werde versuchen, die Erläuterungen Ulrichs möglichst wörtlich  zu übersetzen:

Der erste Teil, der aus einer Rede von Ende 2012 stammt, ist hier abgekürzt, aber ich übersetze die Origialfassung

"Wenn man fragt, ob das Land noch mehr Sparpolitik aushält, ai es hält aus, es hält aus! Es hält aus, es hält aus  Es gefällt uns nicht aber es hält aus. Aber es hält aus. ..............

Jetzt geht er noch weiter: 

Wenn die Griechen eine Einbuße des BSP von 25 % aushalten, warum sollen es die Portugiesen nicht aushalten? Wir sind alle gleich, oder nicht? Wenn Sie auf der Straße rumgehen, und - und leider treffen wir Obdachlose warum soll mir das nicht passieren können? Das kann uns auch passieren! Und wenn diese Menschen die wir da auf der Straße sehen und die so viel leiden, wenn die es aushalten, warum sollen wir es nicht aushalten?...........

Ich will ja gar nicht wissen, wieviel dieser Mann verdient, ich befürchte, mir würde dann noch übler. Wenn das überhaupt noch möglich wäre. Und ich, die ich noch nie einem Menschen etwas Schlechtes gewünscht habe weil das einfach gegen meine maneira de ser (="Art zu sein") wäre, ich wünsche dem Mann von ganzem Herzen, dass ihm passiert, was er sagt, es könnte ihm auch passieren, in der festen Überzeugung, dass es ihm bestimmt nie passieren wird.

Montag, 7. Januar 2013

keine spar - kassen ........


Neue Kassen müssen her. Teure Computerkassen.  Denn ab 1. Januar 2013 muss jedes noch so kleine Kaffee, Restaurant, jede 'tasca' oder 'bar' in Portugal einen Computer besitzen, der jedem danach Fragenden eine steuerlich verwertbare Rechnung ausdruckt.


Das bedeutet, dass dann am Morgen in der 'pastelaria' der Geschäftsmann eine bica zu 60 oder 70 Cent trinkt und dafür eine 'fa(c)tura' verlangt, worauf die/der Angestellte verpflichtet ist, die Daten des Kunden in der Computerkasse abzuspeichern, inklusive Steuernummer. Auch wenn man davon ausgeht, dass die Kassen die einmal eingegebenen Angaben speichern und es deshalb beim nächsten Mal wenigstens bei Stammkunden etwas schneller geht: man kann sich den Stau vorstellen, den solche Manöver verursachen. 

Bleiben wir bei dieser kleinen Pastelaria, die übrigens vor einem guten Jahr eine neue supermoderne Kasse mit Touchscreen gekauft hat, die zwar ebenso teuer war, aber leider nicht nachrüstbar ist, diese Pastelaria, die seit einem halben Jahr statt 13 happige 23 % Mehrwertsteuer bezahlen muss und dank der Krise trotz der Tatsache, dass sie die Preise nicht angepasst hat, noch weniger Gäste hat als vorher, weil viele von diesen aus dem Mittelstand in direkt die Armut gefallen sind; diese Pastelaria hat jetzt also weitere eineinhalbtausend Euro zu bezahlen für die neue Kasse, die jedoch frühestens im März geliefert wird, denn die Dinger sind landesweit ausgegangen. 

Und was soll sie jetzt bis März? Zero tolerância - schreit das 'governo' und schickt schon mal die 'fiscais' auf die Gasse. Und da die neuen Richtlinien besagen, dass die Kopien der ausgedruckten Talons - mit oder ohne Steuernummer -  jeweils bis zum 15. nächsten Monats beim Finanzamt liegen müssen - also ..... was soll man da jetzt machen? 3 Monate schließen? Auf das Carnaval-Geschäft verzichten, das die Betriebe bis zu Ostern mehr schlecht als recht über Wasser hält? Und die Angestellten? Müssen ja trotzdem bezahlt werden! Also wie bitte soll das gehen?

Ach ja - übrigens, die Kassen aller estabelecimentos, die im letzten Jahr über 100'000 Euro Umsatz gemacht haben, müssen sogar direkt mit dem Finanzamt verbunden sein!! Im Vorjahr waren es noch 125'000 Euro. Nächstes Jahr werden es voraussichtlich 80'000. Also aufgepasst, dass man Kassen beschafft, die auch diese Funktion vorsehen - bald gilt die Vorschrift ohne Limit.

Ach ja - noch ein Übrigens: Der Staat fordert lautstark in Werbeclips den Bürger auf, immer und überall eine Rechnung zu verlangen. Und wenn er Rechnungen im Wert von 25'000 Euro (mehr als ein doppeltes Durchschnitts-Jahresgehalt!!*) präsentiert, erhält er einen Steuernachlass von 250 Euros. Na dankeschön. Ich hoffe nur, Zé Povinho rechnet nach und fängt nicht einfach aufs Geratewohl an, wild zu sammeln.

Wenn es nicht zum Heulen wäre, wenn die Situation vieler Portugiesen nicht so verzweifelt wäre, könnte man darüber lachen. Oh - da fällt mir noch was ein: die alten Kassen, die müssen natürlich genauso eingeschrottet werden wie damals die Fischkutter. Nur dass jene Fischer dafür von der EU 'entschädigt' wurden - wahrscheinlich ging es darum, die Fangquoten gewinnbringender zu verteilen. Heute nun, nachdem jene Fischer ihre Entschädigung längst aufgebraucht haben und nicht einmal mehr Arbeitslosengeld kriegen, sollen die Besitzer unserer 'estabelecimentos' und ihre Gäste und alle Zé Povinhos Portugals durch solche "medidas de austeridade" das "Haushaltsdefizit" derjenigen, die den ganzen Schlamassel verursacht haben  an diejenigen, die vermutlich seit jeher von diesem Schlamassel profitieren, bezahlen ....


*) Hier ein Link zu einer deutschsprachigen Seite, die Löhne und Lebenshaltungskosten vom letzten März auflistet: «ba - Arbeiten in Portugal»

Was mich jetzt wirklich wunder nimmt: Ist das überall  so mit den Kassen und dem ganzen Überwachungssystem? Oder spielt Portugal auch hier wieder den Superstrebermusterschüler Europas, der alles abschaut und dann noch viel besser machen will als die anderen, ohne Rücksicht auf nationale Besonderheiten?


Portugiesische Wörter, Aussprache und Bedeutung:

tasca (taschka):                                         kleine Kneipe, Snackbar
estabelecimento: (schtabelessimentu)            (gast)gewerblicher Betrieb
pastelaria:   (paschtelaria)                           Konditorei
bica:   (bika)                                              Kaffee (siehe «bicalogie»)
governo:                                                    Regierung
fiscais: (fischkaisch)                                   Kurzform für Steuerfahnder

Dienstag, 1. Januar 2013

Windows 8 ist schuld. Und Skype!


Ja, Windows 8 ist schuld, dass ich nicht mehr zum Schreiben komme. Windows acht, mein neues Laptop  und die neue vorinstallierte furchtbare Skype App noch obendrein.

Aber der Reihe nach. Ich habe also ein neues Laptop. Nein, leider kein Apfel, Äpfel sind immer noch zu teuer. Oder  jetzt erst recht und vor allem in Portugal,  mit der Krise. Bisher hatte ich einen herkömmlichen PC, der mir seit knapp 4 Jahren (soo alt ist das Ding also gar nicht!) guten Dienst tat, dessen Bildschirm aber in letzter Zeit beängstigend oft beängstigend blau aussah.

Mein Händler (ja, ich kaufe sowas noch in einem lokalen Spezialgeschäft, hol's mir nicht beim Discounter - ich habe gern einen Ort, wohin man so ein Ding bringen kann, wenn es mal gar nicht mehr will), also der Händler wollte mir das gewählte Modell mit Windows 7 besorgen. "Windows 7?" fragte ich. "Ist nicht Windows 8 schon seit einiger Zeit auf dem Markt?" Der Händler versuchte, mir etwas zu erklären. In Computersprache. Leider spreche ich kein Computerisch, oder besser gesagt schon, aber nur diejenigen Dialekte, die mir bei der täglichen Arbeit von Nutzen sind. Also z. B.  Word,  Skype, Blogger, ein wenig Excel und andere nützliche Anwendungen. Ich verstand deshalb nicht recht, was er meinte und hatte den Verdacht, er wolle mir einfach einen Ladenhüter verkaufen. Am Schluss hat er mich dann doch so halbwegs überzeugt, dass 7 besser für mich wäre, und so wurde das bestellt.

Dass ich jetzt doch eine Acht habe, liegt daran, dass die Siebenen  dann dank des Weihnachtsansturms ausgegangen waren. Er habe, sagte der Händler, die ganze Gegend abgeklappert und nirgends mehr eine Sieben aufgetrieben. Insgeheim war ich ganz froh. Hatte immer noch die Idee, wenn schon was Neues, dann richtig neu.

Bis ich dann mit dem Teil da saß. Vom PC auf Laptop umstellen musste und von XP direkt auf 8. Und das in meinem Alter! Die schöne bunte Einstiegsoberfläche, konzpiert vor allem für Touchscreens, nützte mir nicht viel. Der langen Rede kurzer Sinn: ich habe die Weihnachtsfeiertage größtenteils damit verbracht, mich in dieser 8 langsam zurecht zu finden. Inzwischen geht es, ich habe viele viele Stunden gebraucht, herauszufinden, dass es sooo anders nun auch wieder nicht ist. 

Bis auf Skype. Das ist ganz anders. Es kommt mit dem Gerät, vorinstalliert und irgendwie mit dem MS Messenger verbunden. »Hier« kann man von Computerprofis beschrieben lesen, wie es so ist, das neue Skype für 8. Ganz toll: das Ding kommt in der Systemsprache installiert daher und die Sprache kann nicht geändert werden. Mein System ist Portugiesisch. Und so korrigiert Skype im Chat - unausschaltbar!! - einfach meine deutschen Wörter nach portugiesischen Regeln. So wird jedes ja zu já und jedes habe zu habé, usw. Schrecklich! (Ich brauche Skype für die Arbeit, nutze das Chatfenster für schriftliche Erklärungen - in Deutsch und Portugiesisch). Ganz abgesehen davon ist die Tonqualität bei Anrufen katastrophal bis lausig. Meine letzte »Arabischstunde« musste abgebrochen und verschoben werden. 

Aber stellt euch vor, ich habe ganz allein eine Lösung gefunden. Ich habe zuerst die App deinstalliert, ging dann auf die Skype-Download-Seite. Mutig  ignorierte ich den Button "Skype für Windows 8" und klickte auf  "für Desktop". Und jetzt habe ich wieder mein gutes altes vertrautes Skype. Ob auch der Ton wieder besser ist, werde ich erst nach den Feiertagen herausfinden - aber ich bin zuversichtlich. 

Noch etwas habe ich nebenbei entdeckt - vielleicht interessiert es jemanden. Bevor ich auf die Idee kam,  eine alte Version von Skype auf Windows 8 zu laden, versuchte ich, die Betriebssystem-Sprache von Portugiesisch auf Deutsch zu ändern: das geht sehr unproblematisch, im Gegensatz zu früher, wo man glaube ich das ganze System neu installieren musste: »Hier» ist eine ganz einfache Anleitung. Aber aufgepasst: Es ändert sich dadurch auch die Tastaturbelegung! Und da meine Hardware-Tastatur portugiesisch ist, was ich ja auch brauche, und weil ich mich mittlerweile an die Fingerturnübungen für die u/a/o-Tüpfelchen und an das Hineinkopieren der »Eszett« gewöhnt habe, habe ich es dabei belassen.

Es gibt noch Vieles zu entdecken, auszuprobieren, umzustellen, einzurichten, downzuloaden. Also erwartet nicht allzuviel von mir in den nächsten Tagen.

Ach ja - und beim Hin und Her sind mir glaube ich auch einige E-Mails entwischt und in eines meiner E-Mail-Konten komme ich schon seit längerer Zeit nicht mehr rein. Also bitte nicht böse sein, sollte ich ich Antworten schuldig geblieben sein.

Ob ich noch etwas zum abgelaufenen Jahr sagen möchte? Und zum neu anfangenden? Eigentlich schon. Klar. Es steht hier:  (auf das Bild klicken)


(Obwohl es mich früher immer genervt hat, dass man Portugal in vielen nordeuropäischen Fernseh(wetter)karten einfach als "Teil der iberischen Halbinsel"  Spanien einverleibte: wenn Uhupardo von Spanien spricht, kann man Portugal meist getrost miteinbeziehen). Danke für die klaren Worte, Uhupardo.


Mein persönliches Jahr war Gott sei Dank nicht so schlimm wie das politische/wirtschaftliche meiner zweiten Heimat und eines guten Teils seiner Bevölkerung. Ich habe eine Familie und ein Dach über dem Kopf und genug zu Essen und ein neues Laptop, was will man mehr. 

Pausenblog-Lesern, Troika- und Austeridade-geplagten Südeuropäern und all den Millionen noch viel mehr benachteiligten Menschen auf dieser Welt wünsche ich, dass diejenigen, die die Macht zu Veränderungen haben, diese dazu einsetzen, die Lebensbedingungen Aller ein wenig gerechter zu gestalten.