Montag, 7. Januar 2013

keine spar - kassen ........


Neue Kassen müssen her. Teure Computerkassen.  Denn ab 1. Januar 2013 muss jedes noch so kleine Kaffee, Restaurant, jede 'tasca' oder 'bar' in Portugal einen Computer besitzen, der jedem danach Fragenden eine steuerlich verwertbare Rechnung ausdruckt.


Das bedeutet, dass dann am Morgen in der 'pastelaria' der Geschäftsmann eine bica zu 60 oder 70 Cent trinkt und dafür eine 'fa(c)tura' verlangt, worauf die/der Angestellte verpflichtet ist, die Daten des Kunden in der Computerkasse abzuspeichern, inklusive Steuernummer. Auch wenn man davon ausgeht, dass die Kassen die einmal eingegebenen Angaben speichern und es deshalb beim nächsten Mal wenigstens bei Stammkunden etwas schneller geht: man kann sich den Stau vorstellen, den solche Manöver verursachen. 

Bleiben wir bei dieser kleinen Pastelaria, die übrigens vor einem guten Jahr eine neue supermoderne Kasse mit Touchscreen gekauft hat, die zwar ebenso teuer war, aber leider nicht nachrüstbar ist, diese Pastelaria, die seit einem halben Jahr statt 13 happige 23 % Mehrwertsteuer bezahlen muss und dank der Krise trotz der Tatsache, dass sie die Preise nicht angepasst hat, noch weniger Gäste hat als vorher, weil viele von diesen aus dem Mittelstand in direkt die Armut gefallen sind; diese Pastelaria hat jetzt also weitere eineinhalbtausend Euro zu bezahlen für die neue Kasse, die jedoch frühestens im März geliefert wird, denn die Dinger sind landesweit ausgegangen. 

Und was soll sie jetzt bis März? Zero tolerância - schreit das 'governo' und schickt schon mal die 'fiscais' auf die Gasse. Und da die neuen Richtlinien besagen, dass die Kopien der ausgedruckten Talons - mit oder ohne Steuernummer -  jeweils bis zum 15. nächsten Monats beim Finanzamt liegen müssen - also ..... was soll man da jetzt machen? 3 Monate schließen? Auf das Carnaval-Geschäft verzichten, das die Betriebe bis zu Ostern mehr schlecht als recht über Wasser hält? Und die Angestellten? Müssen ja trotzdem bezahlt werden! Also wie bitte soll das gehen?

Ach ja - übrigens, die Kassen aller estabelecimentos, die im letzten Jahr über 100'000 Euro Umsatz gemacht haben, müssen sogar direkt mit dem Finanzamt verbunden sein!! Im Vorjahr waren es noch 125'000 Euro. Nächstes Jahr werden es voraussichtlich 80'000. Also aufgepasst, dass man Kassen beschafft, die auch diese Funktion vorsehen - bald gilt die Vorschrift ohne Limit.

Ach ja - noch ein Übrigens: Der Staat fordert lautstark in Werbeclips den Bürger auf, immer und überall eine Rechnung zu verlangen. Und wenn er Rechnungen im Wert von 25'000 Euro (mehr als ein doppeltes Durchschnitts-Jahresgehalt!!*) präsentiert, erhält er einen Steuernachlass von 250 Euros. Na dankeschön. Ich hoffe nur, Zé Povinho rechnet nach und fängt nicht einfach aufs Geratewohl an, wild zu sammeln.

Wenn es nicht zum Heulen wäre, wenn die Situation vieler Portugiesen nicht so verzweifelt wäre, könnte man darüber lachen. Oh - da fällt mir noch was ein: die alten Kassen, die müssen natürlich genauso eingeschrottet werden wie damals die Fischkutter. Nur dass jene Fischer dafür von der EU 'entschädigt' wurden - wahrscheinlich ging es darum, die Fangquoten gewinnbringender zu verteilen. Heute nun, nachdem jene Fischer ihre Entschädigung längst aufgebraucht haben und nicht einmal mehr Arbeitslosengeld kriegen, sollen die Besitzer unserer 'estabelecimentos' und ihre Gäste und alle Zé Povinhos Portugals durch solche "medidas de austeridade" das "Haushaltsdefizit" derjenigen, die den ganzen Schlamassel verursacht haben  an diejenigen, die vermutlich seit jeher von diesem Schlamassel profitieren, bezahlen ....


*) Hier ein Link zu einer deutschsprachigen Seite, die Löhne und Lebenshaltungskosten vom letzten März auflistet: «ba - Arbeiten in Portugal»

Was mich jetzt wirklich wunder nimmt: Ist das überall  so mit den Kassen und dem ganzen Überwachungssystem? Oder spielt Portugal auch hier wieder den Superstrebermusterschüler Europas, der alles abschaut und dann noch viel besser machen will als die anderen, ohne Rücksicht auf nationale Besonderheiten?


Portugiesische Wörter, Aussprache und Bedeutung:

tasca (taschka):                                         kleine Kneipe, Snackbar
estabelecimento: (schtabelessimentu)            (gast)gewerblicher Betrieb
pastelaria:   (paschtelaria)                           Konditorei
bica:   (bika)                                              Kaffee (siehe «bicalogie»)
governo:                                                    Regierung
fiscais: (fischkaisch)                                   Kurzform für Steuerfahnder

Dienstag, 1. Januar 2013

Windows 8 ist schuld. Und Skype!


Ja, Windows 8 ist schuld, dass ich nicht mehr zum Schreiben komme. Windows acht, mein neues Laptop  und die neue vorinstallierte furchtbare Skype App noch obendrein.

Aber der Reihe nach. Ich habe also ein neues Laptop. Nein, leider kein Apfel, Äpfel sind immer noch zu teuer. Oder  jetzt erst recht und vor allem in Portugal,  mit der Krise. Bisher hatte ich einen herkömmlichen PC, der mir seit knapp 4 Jahren (soo alt ist das Ding also gar nicht!) guten Dienst tat, dessen Bildschirm aber in letzter Zeit beängstigend oft beängstigend blau aussah.

Mein Händler (ja, ich kaufe sowas noch in einem lokalen Spezialgeschäft, hol's mir nicht beim Discounter - ich habe gern einen Ort, wohin man so ein Ding bringen kann, wenn es mal gar nicht mehr will), also der Händler wollte mir das gewählte Modell mit Windows 7 besorgen. "Windows 7?" fragte ich. "Ist nicht Windows 8 schon seit einiger Zeit auf dem Markt?" Der Händler versuchte, mir etwas zu erklären. In Computersprache. Leider spreche ich kein Computerisch, oder besser gesagt schon, aber nur diejenigen Dialekte, die mir bei der täglichen Arbeit von Nutzen sind. Also z. B.  Word,  Skype, Blogger, ein wenig Excel und andere nützliche Anwendungen. Ich verstand deshalb nicht recht, was er meinte und hatte den Verdacht, er wolle mir einfach einen Ladenhüter verkaufen. Am Schluss hat er mich dann doch so halbwegs überzeugt, dass 7 besser für mich wäre, und so wurde das bestellt.

Dass ich jetzt doch eine Acht habe, liegt daran, dass die Siebenen  dann dank des Weihnachtsansturms ausgegangen waren. Er habe, sagte der Händler, die ganze Gegend abgeklappert und nirgends mehr eine Sieben aufgetrieben. Insgeheim war ich ganz froh. Hatte immer noch die Idee, wenn schon was Neues, dann richtig neu.

Bis ich dann mit dem Teil da saß. Vom PC auf Laptop umstellen musste und von XP direkt auf 8. Und das in meinem Alter! Die schöne bunte Einstiegsoberfläche, konzpiert vor allem für Touchscreens, nützte mir nicht viel. Der langen Rede kurzer Sinn: ich habe die Weihnachtsfeiertage größtenteils damit verbracht, mich in dieser 8 langsam zurecht zu finden. Inzwischen geht es, ich habe viele viele Stunden gebraucht, herauszufinden, dass es sooo anders nun auch wieder nicht ist. 

Bis auf Skype. Das ist ganz anders. Es kommt mit dem Gerät, vorinstalliert und irgendwie mit dem MS Messenger verbunden. »Hier« kann man von Computerprofis beschrieben lesen, wie es so ist, das neue Skype für 8. Ganz toll: das Ding kommt in der Systemsprache installiert daher und die Sprache kann nicht geändert werden. Mein System ist Portugiesisch. Und so korrigiert Skype im Chat - unausschaltbar!! - einfach meine deutschen Wörter nach portugiesischen Regeln. So wird jedes ja zu já und jedes habe zu habé, usw. Schrecklich! (Ich brauche Skype für die Arbeit, nutze das Chatfenster für schriftliche Erklärungen - in Deutsch und Portugiesisch). Ganz abgesehen davon ist die Tonqualität bei Anrufen katastrophal bis lausig. Meine letzte »Arabischstunde« musste abgebrochen und verschoben werden. 

Aber stellt euch vor, ich habe ganz allein eine Lösung gefunden. Ich habe zuerst die App deinstalliert, ging dann auf die Skype-Download-Seite. Mutig  ignorierte ich den Button "Skype für Windows 8" und klickte auf  "für Desktop". Und jetzt habe ich wieder mein gutes altes vertrautes Skype. Ob auch der Ton wieder besser ist, werde ich erst nach den Feiertagen herausfinden - aber ich bin zuversichtlich. 

Noch etwas habe ich nebenbei entdeckt - vielleicht interessiert es jemanden. Bevor ich auf die Idee kam,  eine alte Version von Skype auf Windows 8 zu laden, versuchte ich, die Betriebssystem-Sprache von Portugiesisch auf Deutsch zu ändern: das geht sehr unproblematisch, im Gegensatz zu früher, wo man glaube ich das ganze System neu installieren musste: »Hier» ist eine ganz einfache Anleitung. Aber aufgepasst: Es ändert sich dadurch auch die Tastaturbelegung! Und da meine Hardware-Tastatur portugiesisch ist, was ich ja auch brauche, und weil ich mich mittlerweile an die Fingerturnübungen für die u/a/o-Tüpfelchen und an das Hineinkopieren der »Eszett« gewöhnt habe, habe ich es dabei belassen.

Es gibt noch Vieles zu entdecken, auszuprobieren, umzustellen, einzurichten, downzuloaden. Also erwartet nicht allzuviel von mir in den nächsten Tagen.

Ach ja - und beim Hin und Her sind mir glaube ich auch einige E-Mails entwischt und in eines meiner E-Mail-Konten komme ich schon seit längerer Zeit nicht mehr rein. Also bitte nicht böse sein, sollte ich ich Antworten schuldig geblieben sein.

Ob ich noch etwas zum abgelaufenen Jahr sagen möchte? Und zum neu anfangenden? Eigentlich schon. Klar. Es steht hier:  (auf das Bild klicken)


(Obwohl es mich früher immer genervt hat, dass man Portugal in vielen nordeuropäischen Fernseh(wetter)karten einfach als "Teil der iberischen Halbinsel"  Spanien einverleibte: wenn Uhupardo von Spanien spricht, kann man Portugal meist getrost miteinbeziehen). Danke für die klaren Worte, Uhupardo.


Mein persönliches Jahr war Gott sei Dank nicht so schlimm wie das politische/wirtschaftliche meiner zweiten Heimat und eines guten Teils seiner Bevölkerung. Ich habe eine Familie und ein Dach über dem Kopf und genug zu Essen und ein neues Laptop, was will man mehr. 

Pausenblog-Lesern, Troika- und Austeridade-geplagten Südeuropäern und all den Millionen noch viel mehr benachteiligten Menschen auf dieser Welt wünsche ich, dass diejenigen, die die Macht zu Veränderungen haben, diese dazu einsetzen, die Lebensbedingungen Aller ein wenig gerechter zu gestalten.